Bautyp

Hallen

Ort

Riihimäki, Finnland

Baujahr

2021

Unsere Leistungen

Tragwerksplanung Bogenbinder und Beratung

Bauherr

Würth

Architekt

Introgroup Oy; Arkkitehtitoimisto Jari Tamminen OY

Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY
Bildquelle: Würth OY

Spannende Bögen für neue Halle

Die neue Halle der finnischen Niederlassung von Würth setzt auf eine schlichte Konstruktion aus Stützen und Trägern. Die Ausbildung der Träger als Bogenbinder in Kerto-S erwies sich jedoch als nicht trivial und fügt dem modernen Ingenieurholzbau eine neue Variante für Dachtragwerke hinzu.

Eines der strategisch wichtigsten Logistikzentren von Würth befindet sich in der Nähe von Riihimäki, rund 70 km nördlich von Helsinki. Die Niederlassung wurde 1975 gegründet. Von dort aus liefert Würth finnlandweit ein breites Produktsortiment an Endverbraucher sowie an 200 Zweigstellen und Läden. Aufgrund des kontinuierlichen Wachstums wurde die Niederlassung während ihrer 30-jährigen Geschichte laufend erweitert und modernisiert. Um diesem anhaltenden Trend und den veränderten Geschäftsanforderungen gerecht zu werden, erhielt das Würth Center in 2021 einen ergänzenden Neubau, um sein spezielles Angebot für die sogenannte ASSY-Schraube, die als Schlüsselkomponente des Unternehmens im Holzbau gilt, zu präsentieren. Für diesen Zweck wollte die Bauherrschaft das neue Würth Center dann auch als Ingenieurholzbau ausführen. Im Ergebnis vereint er nun modernstes Holzbau-Know-how und nutzt dabei die Befestigungslösungen der umfangreichen ASSYProduktfamilie.

Komplexe Geometrie für scheinbar schlichte Lösung

Das äußere Erscheinungsbild der neuen Halle lässt zunächst keine außergewöhnliche Konstruktion des Gebäudes vermuten. Der Quader mit Glasfassade an einer seiner Stirnseiten überrascht erst im Innern mit seinem Holztragwerk. Dabei fallen besonders die Bogenbinder des Dachtragwerks ins Auge. Sie weisen zahlreiche Besonderheiten auf, die einer näheren Betrachtung lohnen, ebenso das Gesamttragwerk im Hinblick auf die Lastabtragung. Beim Gesamttragwerk handelt es sich um Balken auf zwei Stützen in Reihung, wobei die Balken als Bogenbinder ausgeführt sind. Die Bogenbinder erscheinen dem Laien wegen der eingefügten Vertikalstäbe möglicherweise wie bogenförmige Fachwerkträger besonderer Ausführung, sie sind jedoch keine. Zwar war das Ziel anfangs durchaus, einen Fachwerkbinder zu konstruieren. Nach zahlreichen Entwürfen für Fachwerkträger-Varianten kamen die Tragwerksplaner allerdings davon ab und suchten nach einer sinnvolleren Geometrie. Daraus hat sich schließlich der Bogenbinder mit Vertikalstäben ergeben. Und weil auch den Bauherrenvertretern in Finnland die Trägerform gefiel, entwickelten die Tragwerksplaner den Bogenbinder bis in die Details weiter. Letztere warfen zahlreiche Fragen auf, die es zu lösen galt. Für das Tragwerk waren die Gebäudeabmessungen mit knapp 58 m Länge, 23 m Breite und 10 m Höhe vorgegeben. Damit war nicht nur die Spannweite für die Bogenbinder mit 22,50 m fixiert, sondern auch deren Binderhöhe mit rund 2,80 m am Bogentiefpunkt. Schnell wurde außerdem klar, dass die Bögen aufgrund der erforderlichen Querdruckfestigkeiten nicht aus Brettschichtholz (BSH) sein konnten - insbesondere am Auflager, wo die Querdruckfestigkeit in der Bogensehne unter einem Winkel zur Faserrichtung nicht ausgereicht hätte -, sondern Kerto das Material der Wahl war. Das war auch deshalb eine gute Lösung, weil Kerto in Finnland Tradition hat.

Dipl.-Ing (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe

Die Untersicht auf die Bogenbinder zeigt die vermeintlich schlichte Konstruktion, die es aber in sich hat 

 

Die in Trägermitte 2,80 m hohen und 22,5m weit gespannten Bogenbinder setzen sich aus einem 

zweiteiligen, satteldachförmigen Druckgurt oben und einer dünnen Sehne als Zugbogen unten zusammen. 

Das Füllholz zwischen den Balken des Obergurts im Auflagenbreich sorgt für die erforderliche Anschlussfläche des Treppenversatzes zur Kraftübertragung